geb. 12.5.1877 in Hamburg, gest. 22.6.1933 Berlin-Köpenick
Johannes Stelling ist Opfer der Köpenicker Blutwoche. Er wurde am 21.06.1933 aus seiner Wohnung verschleppt, geschlagen, gefoltert und am frühen Morgen des 22.6. von Köpenicker SA-Leuten erschossen.
Als Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Schwerin ließ er in der Weimarer Zeit militärische, rechtsgerichtete Organisationen, wie z.B. den Stahlhelm und Bund der Frontsoldaten verbieten. Er war über die Teilnahme von SA-Leuten beim Reichstagsbrand informiert und übermittelte diese Erkenntnisse illegal ins Exil. Für die SA wusste er zu viel und dies war Anlass seiner Verhaftung und Misshandlungen. Er wurde zuerst in das SA-Sturmlokal Seidler gebraucht und letztendlich im Keller des Amtsgerichtsgefängnisses erschossen.
Seine verstümmelte Leiche wurde am 1. Juli 1933 in einem Sack in der Dahme schwimmend in der Nähe der Zerpenschleuse gefunden.
Die Beisetzung erfolgte am 24.8.1933 auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Eingliederung seiner Grabstätte 1950 in die Gedenkstätte der Sozialisten.
zur Person:
SPD-Politiker, ab 1920 Mitglied des SPD-Parteivorstandes, zuletzt auch Verbindungsmann zwischen der illegalen SPD-Inlandsleitung und dem Prager Exilvorstand und ab 1928 Mitglied des Exekutivkomitees der Sozialistischen Arbeiter-Internationale
1901 bis 1912 Gründungsvorsitzender des Deutschen Transportarbeiter-Verbandes in Lübeck
Leitender Funktionär des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, ab 1924 Gauvorsitzender Berlin-Brandenburg
kaufmännische Lehre, Handlungsgehilfe
1901-19 Redakteur der sozialdemokratischen Tageszeitung Lübecker Volksbote
1905-19 Abgeordneter in der Lübecker Bürgerschaft
ab Januar 1919-24 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung für den Wahlkreis Mecklenburg-Schwerin
1919 bis 1921 Innenminister von Mecklenburg-Schwerin
1921-24 Mitglied des Landtages Mecklenburg-Schwerin und Ministerpräsident
1924 bis zum SPD-Verbot 1933 Reichstagsabgeordneter für den Kreis Oppeln
Seine politischen Schwerpunkte waren die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Arbeiter, die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die Gleichbehandlung von Frauen und Verbesserung der Lebensbedingungen insbesondere für Kinder und Jugendlichen sowie die Bekämpfung des Nationalsozialismus.
Gedenken an Johannes Stelling:
Am 31.7.1947 erfolgte die Umbenennung seiner Wohnstraße in Stellingdamm und in Greifswald erinnert eine Johannes-Stelling-Straße an ihn.
Gedenktafeln an seinem Wohnhaus, am Essenplatz 1 und an der nach ihm benannten Stelling-Janitzky-Brücke erinnern an Johannes Stelling.
Die SPD-Fraktion Mecklenburg-Vorpommern verleiht seit 2006 den Johannes-Stelling-Preis.
Seit 1992 erinnert in der Nähe des Reichstags eine der 96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an Stelling.
Ein Stolperstein im Stellingdamm 36 erinnert seit dem 02.12.2013 an seine Ermordung.
Fotoquelle: VVN BdA Köpenick